„24 Auas“ oder „Stoned Paradise“: 24 hours Mudmaster 2015 in Biddinghuizen!

Bei einem Wochenendausflug nach Holland denken wohl die Wenigsten an das, was Paul und ich uns am Wochenende zugemutet haben. 24 Stunden Hindernislauf – der erste dieser Art in Europa. Bisher kannte ich das nur von You Tube Videos und dachte mir immer nur:

„Was für kranke Typen sind das, die bei so etwas mitmachen?“

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Jetzt wo wir zu diesen Irren dazu gehören, wollen viele wissen, warum man bei einem 24 Stundenlauf mitmacht.

„Wieso tut man sich so etwas an? Warum machst du so etwas?“

Diese Fragen haben mir nicht nur im Vorfeld viele Leute gestellt, auch während des Laufes ging sie mir das ein oder andere Mal durch den Kopf. Beantworten kann ich sie nicht, man muss sich einer derartigen Herausforderung selber einmal gestellt haben um es nachzuvollziehen zu können.

Für alle die trotzdem einen Einblick bekommen wollen oder überlegen sich selbst einmal so einer Herausforderung zu stellen, schreibe ich diesen Bericht. Ich werde etwas Ausholen, wodurch der Bericht etwas länger wird als die anderen, eben ein Bericht über ein etwas längeres Rennen.

Für diejenigen die wissen wollen ob der Lauf gut war, gibt es am Ende ein kleines Fazit.

Das Ergebnis soll eine Mischung aus Renn- und Erfahrungsberich sein, damit für jeden etwas dabei ist. Wen die Packliste nicht interessiert, der darf gleich zum Rennen weiterscrollen.

Die Idee

Angefangen hat die Idee mit einem Posting von Dominik Wallat vom Team „Getting Tough e.V.“

Er suchte noch Leute für ein Team 24 Stunden Mudmaster. Der erste Lauf dieser Art in Europa.

Die Idee war geboren und der Gedanke dabei zu sein lies mich nicht mehr los. Auch als klar wurde, dass tatsächlich jeder die 24 Stunden laufen soll und nicht, wie beim 24 Stunden Toughest in Schweden, eine Staffel die sich abwechselt.

Kurz nach meinem ersten Ultratrail war ich sowieso auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.

Das Laufen über lange Distanzen hatte mich mit seiner ganzen Faszination gepackt und lies mich nicht mehr los. Also habe ich Dominik geschrieben, dass ich mitmache. Hindernisläufen sind mit 10-30km in der Regel immer kürzer, bei 24h kann man die Hindernisse wenigstens mal richtig genießen. Gar nicht so abwegig oder?

Die Idee mit einer eigenen Gruppe anzureisen nahm also Gestalt an und ich hörte mich unter den Frankfurter Leuten, denen ich einen derartigen Wahnsinn zutraute um – Paul sagte spontan zu. Mit der Konkretisierung der Planung kam zusehends die Erkenntnis, dass es eine gute Vorbereitung braucht. Also wurden Pläne gemacht, hin- und herüberlegt und getüftelt, gelegentlich auch verdrängt.

Spätestens nach der ersten Trainingswoche mit einem Laufumfang von 100km, bekam ich ein Gefühl für die Härte des Trainings. Während des Trainings lernte ich einiges über meinen Körper unter Trainingsbelastung.

Die OCR Läufe waren immer ein fester Bestandteil meines Trainings und ohne die Motivation und Unterstützung des Teams wäre das Trainingspensum gar nicht möglich gewesen. Ich habe immer Leute gefunden, die mit mir lange Läufe unternommen haben und der 1. OCR Frankfurt Grüngürtelultra war definitiv ein Highlight der Vorbereitung. Während der Wochen vor dem Lauf hieß es Erfahrungen austauschen und sammeln.

„Wie trainierst du am besten? Welche Kopflampe nimmst du? Wie viele Paar Schuhe sollte ich mitnehmen? Welche Kleidung nimmst du mit? Wechselst du die Kleidung? Schläfst du oder läufst du durch?“ Alles Fragen die mir durch den Kopf gingen und über die wir diskutierten, jeder hatte sich seine Strategien zurechtgelegt.

Meine war: „Das wird schon klappen!“

Ich packe meinen Koffer…

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Die Woche vor dem Rennen wurde ich dann ernsthaft nervös und begann die letzten Dinge für die Pflichtausrüstung zusammenzusammeln.

Meine Packliste bestand grob gesagt aus 4 Sätzen Kleidung, plus Reserve für alle Fälle.

Meine Strategie war es alle 6 Stunden die Kleidung wechseln zu können. 2x Kurzärmling 2x Kurze Hose; Zweimal ¾ Hose und einmal langärmliges Shirt, 3 lange Hosen und ein Thermolaufhemd. Dazu 2 Buffs, ein paar Handschuhe, für die nächtliche Kälte und noch eine Satz Thermounterwäsche, Kompressionsshirt und Socken, mehrere Handtücher und warme bequeme Klamotten für davor und danach.

Meine Verpfleung gestaltete ich aus einer Mischung von Riegeln, Gels und selbstgemachtem Essen. Vor dem Rennen habe ich ausschließlich kohlenhydrathaltig gegessen – Wildreis, Kartoffeln und Süßkartoffeln mit jeder Menge frischem Gemüse.

Zum Frühstück, vor dem Lauf und zwischendurch gab es Amaranthbällchen mit ordentlich Cashewmus. Für unterwegs gab es Avocado-Bananenshake mit Mandelmilch und Kakao, angereichert mit Salztabletten. Die Idee war es eine gute Mischung aus Fetten und Kohlenhydraten zu nehmen, die leichtverdaulich sind und während des Laufs die notwendige Energie zur Verfügung stellen.

Dann musste noch überlegt werden, was man alles mitnimmt um sich im Basecamp komfortabel ausruhen zu können. Zelt, Pavillon, Feldbetten, Tisch, Stühle usw. die Supportcrew musste ja schließlich auch 24 Stunden durchhalten. Dazu haben wir uns in der Gruppe abgesprochen und jeder hat einen Teil mitgebracht. Nachdem alles notwendige im Auto verstaut war, konnte es endlich losgehen. Ich war bereits Donnerstagabend so nervös, dass ich kaum schlafen konnte.

Es geht los: Ankommen und aufbauen.

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Das Basecamp, welches ca. auf der Hälfte der 6km Strecke lag, öffnete um 8.00 Uhr. Alle waren bereits am Freitag angereist und hatten in Unterkünften rund um Biddinghuizen übernachtet.

Pünktlich um 8.00 kamen wir als zweites Auto auf dem Parkplatz an.

Unsere kleine aber feine Truppe bestand aus Dominik Wallat mit Freundin Sara, Jan Philip Dieckmann aus Braunschweig mit Papa Klaus, Paul und Peggy und mir und meiner Schwester Katja.

Vor laute Nebel konnte man kaum etwas sehen und wir schauten fragend umher bis wir ein Schild mit der Aufschrift „MM24“ sahen – wir waren richtig.

Es ging erstmal direkt zur Anmeldung in das Haupthaus des Basecamps. Wir entschieden uns gegen eine Teamwertung, da eine Einzelwertung dadurch nicht mehr möglich war und nur der Teamdurschnitt zählen würde. Da keiner von uns wusste, ob er es bis zum Ende schaffte und damit den anderen nicht die Leistung schmälern wollte, schien es für uns die beste Lösung zu sein.

Wir wurden sehr kompetent eingewiesen, gefolgt von ersten Diskussionen weil wir unseren Pavillon nicht direkt an die Strecke stellen durften und das Basecamp etwa 50 Meter von der Strecke entfernt war. Auch im Basecamp durften wir unsern Pavillon nur über eines unserer Zelte stellen. Der Veranstalter hatte pro Person 5qm eingeplant. Wir haben nach einiger Diskussion unseren Willen durchgesetzt und den Pavillon etwas weitergeschoben. Die verständlichen Sorgen des Veranstalters, dass er zu viel Platz wegnehmen würde und er dann allen erlauben müsste einen Pavillon aufzubauen erwiesen sich als unberechtigt, es war ausreichend Platz für alle Beteiligten vorhanden.

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Nachdem die Zelte aufgebaut waren und die Nahrungsmittel präpariert waren ging es zum Briefing.

Wir wurden kurz und knapp über alles informiert und der Ablauf des Rennens wurde uns auf Englisch mitgeteilt. Wie sich beim Briefing herausstellte, waren fast die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland angereist, aber auch Engländer waren dabei. Wenig später wurden wir in Shuttlebusse verladen und durften auf dem Fahrradweg am Stau vorbei zum Start- & Zielbereich fahren. Der Anreiseverkehr war gewaltig, immerhin würden am Wochenende 23.000 (drei-und-zwanzig-tausend!!! Ja ihr habt richtig gelesen) Teilnehmer auf den Distanzen 6, 12, 18 und 42km antreten. Dementsprechend groß war auch das Festivalgelände. Die 24h Stunden Starter machten dabei einen eher zu vernachlässigenden Anteil von ca. 100 Personen aus.

Wir waren eine Stunde vor dem Start auf dem Gelände und hatten so noch Zeit uns das Spektakel anzusehen, es gab kostenlose Massagen, eine Seilkletterchallenge, Stände von diversen Sponsoren, die niederländischen Marines waren vertreten, einen Kinderparcours wo sich auch die kleinsten Versuchen konnten und im 10 Minutentakt wurden Leute auf die Strecke gejagt.

Das ganze hatte den Charakter eines riesigen Festivals. Viele Leute waren in Verkleidung oder im Teamoutfit unterwegs und hatten sichtlich Spaß daran sich im Matsch zu wälzen – oder anderen dabei zuzusehen. Der Splashjump, die Sizzler die riesige Wasserrutsche mit Sprungschanze waren direkt im Start und Zielbereich und die Organisatoren hatten sich einiges einfallen lassen damit der Tag für alle zu einem Erlebnis wird! Bei uns stieg die Spannung und nach kurzem Einlaufen war es endlich soweit – unser Startblock wurde aufgerufen.

Are you readyyyyy? 3,2,1… GO!

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Start: Zwischen den Massen wurde eine kleine Gruppe von 100 Leuten auf die Strecke geschickt, gut sichtbar mit einem gelben Leibchen mit der Aufschrift – 24hours + Startnummer. Nach den letzten Instruktionen wurden wir um Punkt 13.00 Uhr auf die Strecke geschickt. Los geht’s…

Alle 24h Läufer mussten zuerst die 18km gefolgt von der 12km Strecke in unter 6h bewältigen, bevor es so viele Runden wie möglich auf die 6km Strecke ging.

Nach dem Start jagten Dominik und Phillip gleich vorweg, auch Paul lief ein Tempo, von dem ich überzeugt war es keine 24 Stunden lang durchhalten zu können. Also lies ich mich nach einiger Zeit zurückfallen und lief meinen eigenen Rhythmus. Ich lief immer noch viel zu schnell, angetrieben durch die bewundernden Zurufe der Mitläufer, die nicht fassen konnten das wir wirklich 24 Stunden lang diesen Parcours laufen würden. Die 18km Strecke hatte einige Schwimmhindernisse, jede Menge Matsch, Sandsacktragen durch einen See und viel kreative und herausfordernde Hindernisse zu bieten.

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Herausragend war ein Hangelhindernis an dem man mit zwei Seilschlingen einen Balken entlanggerutschen musste. An einigen Hindernissen kam es zu Staus, aber als 24-Stunden-Läufer wurden wir immer durchgelassen und angefeuert, sowie von den Helfern nach vorne durchgewunken.

Mit etwas Rückstand auf Paul, Dominik und Phillip ging ich auf die 12 Kilometerstrecke, diese war eine kürzere Variante der 18km Route und die Hindernisse waren zum zweiten Mal zu nehmen. Die Monkeybars waren in der Mitte herabgesetzt, sodass man zunächst nach unten, dann wieder nach oben hangeln musste – heftig!

Es ging an Ringen und am Seil über Flüsse, durch mehrere Seen, über Kanäle mit oder ohne Strömung, über Wände und Reifen und das zur Abwechslung auch mal im Dunkeln. Matsch und Wasser waren allgegenwärtig und der Name „Mud Masters“ ohne Zweifel gerechtfertigt.

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Mir kamen langsam ernsthafte Zweifel ob ich das wirklich 24h durchhalten würde. Einige Minuten nach den Anderen, durchlief ich das zweite Mal das Ziel und durfte auf den ersten Abschnitt der nun endlos folgenden 6km Runden. Die 6km Runde begann mit zwei Wasserhindernissen und einer Menge Schlamm! Kriechend, kletternd und krabbelnd, meistens laufend ging es immer weiter. Ich musste die Schuhe wechseln, da ich in meinen Fivefingers zunehmend Krämpfe bekam und mein linkes Knie schmerzte.

Ein Paar neue Schuhe sind wie ein neues Leben

Geschafft die erste Pause im Basecamp nach ca. 33km. Dominik und Jan Phillip warteten schon und Paul wollte die erste 6er Runde fertig laufen und eine Runde später reinkommen. Ich wechselte die Schuhe und Peggy massierte mir das Bein, um die Oberschenkel zu entspannen. Nach kurzer Pause ging es für mich auf die nächste Runde, während Paul von den ersten eineinhalb 6km Runden ins Basecamp kam um sich ebenfalls die Oberschenkel lockern zu lassen. Ich lief bis ca. 20.00 Uhr in kurzen Klamotten weiter, dann wechselte ich auf langärmlig und ¾ Hose. Es wurde dunkel und auch Paul erreichte das Basecamp um sich für die Nacht umzuziehen und auszurüsten. Paul und ich machten uns wieder gemeinsam los. Nach mehreren Runden fing die Zeit an zu verschwimmen und für die weiteren Rundenangaben übernehme ich keine Gewähr.

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Ich war froh Paul im Basecamp zu treffen und mit ihm laufen zu können, zu zweit lies sich das Rundenlaufen einfach besser ertragen. Nach zwei Runden mit Paul merkte ich jedoch, dass ich hinter ihm her laufen musste und fing zunehmend an langsamer zu werden. Gegen halb eins ging mir endgültig die Luft aus und ich musste zwangsweise eine Pause machen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich etwas über 60 Kilometer gelaufen zu sein und ich war gut in meinem Plan. Ich hätte mir von Dominik Rundenbändchen nehmen sollen.

Die zunehmende Kälte und Pauls Tempo forderten ihr Tribut. Ich war wirklich im Eimer und merkte Anzeichen von Unterkühlung. Erst einmal ins Warme und für längere Zeit unter die warme Dusche, während Paul weiterlief. Ich lag rund eine Stunde auf der Couch, machte die Augen zwischendurch zu und rollte von links nach rechts um eine Position zu finden, in der ich ohne Schmerzen liegen konnte und welche meine Beine bestmöglichst entlastete bzw. dehnte. Ich hatte Angst schlafen zu gehen und nicht mehr aufzuwachen oder nicht mehr weiterlaufen zu können. Meine Schwester war zwischenzeitlich schlafen gegangen und ich wollte sie nicht wecken. Die Müdigkeit überwog letzten Endes und ich legte mich ins kalte Zelt. Glücklicherweise hatte ich noch meinen warmen Schlafsack eingepackt, sodass ich langsam warm wurde, auch an den Füßen. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Guten Morgen?

Als ich aufwachte wusste ich nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Ich wusste nur dass wenn ich jetzt nicht aufstehe und weiterlaufe, es garantiert gar nicht mehr machen würde. Also suchte ich im Halbdunkeln des Zeltes meine langen Klamotten heraus und zog mich so warm an wie ich konnte. Buff, Handschuhe, Thermofleece und Thermohose, dazu ein trockenes Paar Socken und mein drittes Paar Schuhe. Ich fror trotzdem noch erbärmlich.

Auf der Suche nach Peggy, Paul, meiner Schwester oder irgendeinem der anderen, lief ich zunächst ins Haus. Dort kam mir Peggy in einer matschverschmierten Laufhose entgegen. Auf meine Bemerkung „Du siehst ja aus als wärst du selber mitgelaufen“, grinste sie mich an und sagte: „Bin ich auch!“

Es war drei Uhr, Paul war in der Zwischenzeit zwei weitere Runden gelaufen und da er die ganze Zeit alleine lief, begleitete Peggy ihn eine Runde. Er duschte gerade um sich aufzuwärmen. Glücklich nicht mehr allein raus zu müssen wartete ich auf Paul und machte mich gemeinsam mit ihm und Peggy auf die nächste Runde. Er konnte auch mittlerweile nicht mehr rennen, also gingen wir zügigen Schrittes weiter. Die Beine schmerzten zu sehr, als dass wir noch hätten rennen können.

So schritten wir also durch die Nacht. Der Erstplatzierte war zwischenzeitlich wegen Unterkühlung ausgefallen und die meisten Wasserhindernisse durften umgangen werden.

Nach mehreren Runden in völliger Dunkelheit begann es zu dämmern. Der Vollmond und der Nebel über den Feldern boten ein wunderschönes Naturschauspiel und Paul und ich freuten uns, dass wir uns angemeldet hatten, wenn wir nicht gerade unsere Schmerzen verfluchten.

Ich teilte mir die Strecke in Abschnitte bis zum Zielbereich und bis zum Basecamp ein. Diese Abschnitte galt es irgendwie zu überbrücken. Im Start- & Zielbereich lief die ganze Nacht Musik und sorgte für etwas Abwechslung. Die Liedpassage „Stoned in Paradise“ sorgte für Heiterkeit und wir überlegten uns, was andere Leute mit einem Trip nach Holland verbinden könnten.

DAS was wir gerade taten jedenfalls bestimmt nicht.

Zwischendurch trafen wir Streckenposten, die uns mit heißem Wasser oder Tee versorgten. Um 07:00 Uhr morgens hatte ich die beste Gemüsebrühe meines Lebens, auf die ich mich bereits die ganze Runde gefreut hatte. Irgendwo zwischen Zielbereich und Basecamp muss ich den Überblick über die Runden verloren haben. Um ca. 09.30 Uhr war ich der festen Überzeugung etwas über 100km zurückgelegt zu haben und machte deswegen eine Pause. Ich war nicht mehr im Rennen um die Spitzenplätze und die 120km würde ich nicht mehr schaffen. Also beschloss ich mich zu erholen und dann ganz gemütlich auf eine Ehrenrunde zum Ziel zu gehen.

Jan-Phillip und Dominik hatten sich beide verletzt und hatten die Nacht über geschlafen. Auf meiner vorletzten Runde haben sie mich jedoch wieder getroffen und eingeholt.

Derweil hatte Paul im Basecamp die Zwischenstände mitgeteilt bekommen, bei denen er auf Platz vier lag. Eigentlich eine typische Platzierung für mich (Fabian 😀 ) aber Paul wollte ab diesem Augenblick aufs Treppchen und unbedingt dritter werden. Kurzerhand wurde die letzte Option auf eine zusätzliche Pause vor dem Ende gestrichen und kurz überschlagen wie viele Runden noch bewältigt werden können, bevor um 11:30 Uhr die letzte Runde im Start- & Ziel Bereich begonnen werden musste.

Eineinhalb weitere Runden später vergingen und Peggy brachte Paul Getränke, Bananenchips und Nüsse zum Start- & Zielbereich, wo er den Wunsch äußerte ab dem Basecamp nochmal Unterstützung zu bekommen. Für Peggy hieß das schnellstmöglich mit dem Shuttlebus zurück ins Basecamp zu fahren, zu schauen ob jemand von uns zum Laufen da war. Jedoch fand sie niemanden und hüpfte selbst in die Laufsachen. Ein wenig geflucht hat sie schon, aber sie hat Paul im wahrsten Sinne des Wortes nach Leibeskräften unterstützt.

Eine weitere halbe Runde verging und die beiden passierten kurz vor 11:00Uhr den Start- & Zielbereich, um auf die letzte Runde zu gehen. Beim Versorgungspunkt wurde Paul gesagt, dass er jetzt auf Platz drei läge. Ziel eigentlich erreicht aber warum jetzt aufhören es war ja die letzte Runde.

Wieder am Basecamp angekommen wurde Paul nun mitgeteilt dass er Zweiter sei und der Erste einholbar ist, wenn man die Zeiten der letzten Runden ansah. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass der erste unerreichbar scheinende zwei Runden Vorsprung hatte, als Paul auf die Aufholjagd ging. Es wurde also nochmal alles gegeben aber da auch der Erstplatzierte Bescheid wusste, ließ dieser sich nicht lumpen und wurde von seinen Supportern ebenfalls über die Strecke geprügelt.

Am Ende war es, mit nur noch 15 Minuten Rückstand ein herausragender zweiter Platz.

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Ich hatte mich zur letzten Runde aufgerafft und erwartete Paul bereits im Ziel. Zusammen mit Dominik und Jan-Phillip fieberten wir seiner Ankuft entgegen und waren überwältigt von den Kräften die Paul in den letzten beiden Runden noch freisetzen konnte.

Danach ging es unter die warme Dusche und in trockene Klamotten. Wir waren alle völlig unterkühlt und ich klapperte trotz mittlerweile strahlendem Sonnenschein mit den Zähnen.

Die Award-Zeremonie

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Mit dem Shuttle ging es vom Basecamp zur Siegerehrung des 24 Stunden Rennens. Die groß angekündigte Ehrung war eine herbe Enttäuschung.

Das Ganze fand auf einer winzigen Bühne am Rande des restlichen Spektakels statt, die so unscheinbar war, dass wir sie zunächst gar nicht finden konnten.

Geehrt wurden nur die Erstplatzierten jeder Wertung, der erste Mann, die erste Frau und das Team mit der größten Durschnittsrundenzahl (die Paul und ich übrigens gewonnen hätte, wenn wir uns für die Teamwertung entschieden hätten). Leider wurden weder Ergebnisse ausgehängt, noch angekündigt wer wie viele Kilometer gelaufen ist. Obwohl knapp das halbe Starterfeld aus Deutschland kam, wurde die Ehrung in holländisch durchgeführt und wir standen dort wie Idioten.

Als Sieger haben wir uns jedenfalls nicht gefühlt.

Erst auf Nachfrage bei einem Mitarbeiter, welcher auf dem Rückweg ins Basecmapauf auf seinem Handy schaute, wussten wir wieviele Kilometer wir tatsächlich gelaufen waren. Paul ist sagenhafte 114km gelaufen und bei mir waren es 84km. Ich war ein wenig enttäuscht, irgendwo habe ich 16km verloren. Außerdem fühlte ich mich irgendwie abgefrühstückt, die Leistungen von uns und den anderen wurden nicht angemessen gewürdigt.

Bei jedem Volkslauf hängt kurz nach dem Start eine Ergebnisliste aus, es gibt Urkunden und Medaillen.
Das wäre hier wohl auch mehr als angemessen gewesen, gab es aber nicht. In der Masse des riesen Events sind wir irgendwie untergegangen. Genau so wie das auf der Homepage angekündigte T-Shirt für unsere Helden aus der Supportcrew, ohne die wir dieses Rennen nie geschafft hätten. Allerherzlichsten Dank an dieser Stelle an Klaus, Sara, Peggy und an meine Schwester Katja, die uns alle nach Kräften unterstützt und mitgelitten haben.

Fazit

Es war das erste Mal, dass in Europa ein derartiger 24-Stunden Hindernislauf stattfand. Der Lauf kostet 169 Euro, ein Preis der für die Leistung und den organisatorischen Aufwand gerechtfertigt und in Anbetracht des Gesamtpakets und Zeit die man dort verbringt sogar fast günstig ist.

Ein wenig ärgerlich ist das Fehlen der angekündigten Leistungen, wie das Supportshirt für die Crew.
Das Extra-Finisher-Shirt für die 24-Stunden-Läufer unterscheidet sich von Finisher-Shirts der anderen nur durch einen kaum sichtbaren Aufdruck auf dem Ärmel.

Positiv war das Vorhandensein einer Lokalität, in der wir uns aufwärmen, warm duschen und ein Abendessen zu uns nehmen konnten.

Auch hier gab es allerdings einen faden Beigeschmack, da kein eigenes Essen verzehrt werden durfte und das angekündigte Abendessen für die Supporter kostenpflichtig und zudem noch ziemlich teuer war.
Mud Masters hatte ein Arrangement mit dem Besitzer des Lokalität, die Ausrichtung der Veranstaltung war eindeutig an der Tatsache orientiert, dass der Veranstalter Geld verdienen will, weniger an den Bedürfnissen der Läufer.

Schon gar nicht von Leuten die den 24h-Lauf als ernsthaften Wettkampf begriffen haben. Schade!
Wie bereits bei der Siegerehrung erwähnt, hätten wir gerne gerne direkt nach dem Lauf gewusst, wie viele Kilometer wir gelaufen waren und welche Platzierung erreicht wurden.

Wenn ich mir schon 24h den Arsch aufreiße, dann will ich auch wissen was ich am Ende geschafft habe und dafür eine angemessen Würdigung.

Trotz dieser Nachteile war es ein unvergessliches Erlebnis. Es war nun das erste Mal, dass so etwas stattfand und dafür war die Organisation gut und Fehler dürfen passieren. Die Strecke war sehr professionell ausgezeichnet, die Hindernisse waren genial und kreativ, eine echte Herausforderung – der Name Mudmasters wurde seinem Ruf mehr als gerecht.

Die Helfer auf der Strecke waren gut eingewiesen und konnten tatsächlich helfen. Es waren an jedem Wasserhindernis Rettungskräfte und über die Nacht waren auch zahlreiche Helfer mit Fahrzeugen auf dem Kurs unterwegs, die uns ständig fragten wie es uns geht und ob alles in Ordnung ist.

Ich habe mich was das angeht sehr gut aufgehoben gefühlt.

Alles in allem würde ich wieder mitlaufen. Nicht zuletzt wegen des Unbeschreiblichen Erlebnisses und der faszinierenden Menschen die ich auf und neben der Strecke getroffen habe. Der 24h Stunden Mudmaster war eine Herausforderung die Ihresgleichen sucht. Er war trotz der Härte, Qualen und Schmerzen ein riesen Spaß. Danke an alle die diesen einzigartigen Lauf möglich gemacht haben und mit dabei waren.

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